Antrag auf ein Insolvenzverfahren.

Pleitewelle in der Photovoltaik-Branche 2024: Wie sich Geschädigte in Zukunft schützen können

Einleitung: Insolvenzen in der Solarbranche auf Rekordniveau

Die Photovoltaik-Branche galt lange als eine der wachstumsstärksten Industrien Deutschlands. Doch das Jahr 2024 war für viele Unternehmen ein Schicksalsjahr – eine hohe Anzahl von Insolvenzen erschütterte die Branche und hinterließ zahlreiche Kunden und Investoren mit finanziellen Verlusten.

Laut einer Analyse des Statistischen Bundesamtes (Destatis) wurden in den ersten drei Quartalen 2024 16.222 Unternehmensinsolvenzen registriert – ein Anstieg von 22,2 % gegenüber dem Vorjahr. Besonders betroffen waren neben dem Baugewerbe auch die Erneuerbaren Energien. Dies war eine direkte Folge von Überkapazitäten, Preisverfall und einer schwächelnden Nachfrage.

Doch was sind die konkreten Gründe für diese Insolvenzwelle? Welche Photovoltaik-Anbieter sind betroffen? Und vor allem: Wie können sich Verbraucher und Investoren in Zukunft schützen?


Warum so viele Photovoltaik-Unternehmen 2024 insolvent gingen

Die Ursachen für die hohe Zahl an Insolvenzen in der Solarbranche sind vielfältig. Zwar befindet sich der Markt für erneuerbare Energien weiterhin auf Wachstumskurs, doch mehrere Entwicklungen führten dazu, dass zahlreiche Unternehmen in finanzielle Schwierigkeiten gerieten.

1. Überangebot und Preisverfall

Die Jahre 2022 und 2023 waren von einem massiven Boom geprägt: Hohe Strompreise und politische Förderprogramme führten zu einem regelrechten Ansturm auf Photovoltaikanlagen. Viele Unternehmen investierten stark in den Ausbau ihrer Produktionskapazitäten. Doch als sich die wirtschaftliche Lage 2024 eintrübte, gerieten viele Unternehmen unter Druck.

Laut dem pvXchange Preisindex sanken die Preise für Solarmodule im Jahr 2024 um bis zu 40 %. Besonders Hersteller, die auf hohe Margen angewiesen waren, hatten große Probleme, profitabel zu bleiben. Der Preisverfall war eine direkte Folge von Überkapazitäten und einem Rückgang der Nachfrage.


2. Nachfragerückgang und gestiegene Finanzierungskosten

Trotz sinkender Modulpreise war die Nachfrage nach neuen Solaranlagen im Jahr 2024 rückläufig. Grund dafür war eine allgemeine wirtschaftliche Unsicherheit, steigende Zinsen und hohe Lebenshaltungskosten. Viele Hausbesitzer und Unternehmen verschoben ihre Investitionen in erneuerbare Energien.

Laut einer Umfrage des Bundesverbandes Solarwirtschaft (BSW) gaben 62 % der befragten Installateure an, dass die Nachfrage im Vergleich zum Vorjahr spürbar zurückgegangen sei. Besonders betroffen war der Bereich der privaten Dachanlagen, während Großprojekte noch vergleichsweise stabil blieben.


3. Hoher Konkurrenzdruck und Marktbereinigung

Während der Boomjahre 2021–2023 sind viele neue Anbieter in den Photovoltaik-Markt eingetreten. Die Konkurrenz wurde stärker, und die Margen vieler Unternehmen sanken rapide. Besonders Start-ups und kleinere Betriebe konnten sich oft nicht lange halten.

Branchenexperten sprechen von einer notwendigen Marktbereinigung, bei der sich langfristig nur finanzstarke und gut aufgestellte Unternehmen durchsetzen werden. Wer es nicht schaffte, sich an die neuen Bedingungen anzupassen, musste Insolvenz anmelden.


Diese Photovoltaik-Unternehmen sind 2024 insolvent gegangen

Die Insolvenzwelle traf sowohl kleine als auch größere Unternehmen. Hier sind einige der bekanntesten Fälle:

Adler Smart Solutions GmbH

  • Standort: Hamburg
  • Spezialisiert auf Großprojekte in der Solar- und Ladeinfrastruktur
  • Insolvenz: September 2024

Grund: Das Unternehmen hatte in den letzten Jahren stark expandiert, konnte aber aufgrund von Liquiditätsproblemen und Projektverzögerungen nicht mehr profitabel arbeiten.


Wegatech Greenergy GmbH

  • Standort: Köln
  • Installationsbetrieb für Photovoltaik und Wärmepumpen
  • Insolvenz: Oktober 2024

Grund: Wegatech war ein aufstrebender Anbieter, geriet jedoch in finanzielle Schieflage, da der Absatz neuer Anlagen drastisch zurückging.


Fellensiek Projektmanagement GmbH & Co. KG

  • Standort: Jever
  • Solarentwickler und Projektmanager für große PV-Anlagen
  • Insolvenz: September 2024

Grund: Hohe Entschädigungsforderungen aufgrund von Bauverzögerungen führten zum wirtschaftlichen Aus.


Solarwatt GmbH

  • Standort: Dresden
  • Hersteller von Solarmodulen und Batteriespeichern
  • Insolvenz: Dezember 2024

Grund: Starker Konkurrenzdruck aus China zwang das Unternehmen, die Produktion in Deutschland einzustellen.


Wie sich Verbraucher und Investoren in Zukunft schützen können

Die Pleitewelle in der Photovoltaik-Branche hat viele Kunden kalt erwischt. Wer bereits eine Solaranlage bestellt oder installiert hat, fragt sich nun: Wie kann ich mich vor finanziellen Verlusten schützen?

Hier sind einige wertvolle Tipps:

1. Bonität und Unternehmenshistorie prüfen

Bevor man eine PV-Anlage bestellt, sollte man sich genau über den Anbieter informieren:

  • Wie lange existiert das Unternehmen schon?
  • Gibt es positive oder negative Bewertungen von Kunden?
  • Sind Geschäftsberichte oder Finanzkennzahlen öffentlich einsehbar?

Ein Blick in Wirtschaftsauskunfteien wie Creditreform oder die SCHUFA kann helfen, finanzielle Risiken zu erkennen.


2. Anzahlungen vermeiden oder absichern

Viele insolvente Photovoltaik-Unternehmen haben hohe Anzahlungen von Kunden kassiert, bevor sie in finanzielle Schieflage gerieten. Um sich zu schützen, sollte man:
✅ Möglichst geringe Anzahlungen leisten (maximal 10–20 %)
✅ Auf Bankbürgschaften oder Zahlungsabsicherungen bestehen
✅ Eine Zahlung per Kreditkarte in Erwägung ziehen (diese bietet oft zusätzlichen Käuferschutz)


3. Lieferfristen und Verträge genau prüfen

Besonders in wirtschaftlich unsicheren Zeiten ist es wichtig, dass Verträge klare Liefer- und Leistungsfristen enthalten. Falls ein Anbieter die Anlage nicht innerhalb eines festgelegten Zeitraums liefern kann, sollte man sich ein Rücktrittsrecht sichern.


4. Lokale Anbieter bevorzugen

Größere, überregionale Anbieter haben oft eine bessere finanzielle Stabilität, aber auch lokale Betriebe mit guter Reputation können eine sichere Wahl sein.

Ein Vorteil lokaler Betriebe: Sollte es zu Problemen kommen, ist ein persönlicher Ansprechpartner oft einfacher erreichbar als bei großen Online-Anbietern.


5. Wartungsverträge mit unabhängigen Dienstleistern abschließen

Sollte der ursprüngliche Anbieter insolvent gehen, kann ein externer Wartungsvertrag helfen, den Betrieb der PV-Anlage langfristig sicherzustellen.


Die Photovoltaik-Branche bleibt stabil, aber mit Herausforderungen

Die Photovoltaik bleibt ein zentraler Bestandteil der Energiewende, doch das Jahr 2024 hat gezeigt, dass der Markt nicht nur Chancen, sondern auch Risiken bietet.

Während große Unternehmen sich anpassen und langfristig profitieren werden, ist für Kunden Vorsicht geboten. Wer sich über Anbieter informiert, Anzahlungen absichert und Verträge genau prüft, kann sich vor finanziellen Schäden schützen.

Trotz der aktuellen Pleitewelle bleibt der langfristige Trend positiv: Mit zunehmenden politischen Maßnahmen zur CO₂-Reduktion und einer sich stabilisierenden Wirtschaft wird die Nachfrage nach Solaranlagen wieder anziehen. Wer die richtige Wahl trifft, kann auch in Zukunft von günstiger und nachhaltiger Energie profitieren.