Handwerkerleistungen werden teurer: Warum Löhne und Sozialabgaben die Preise treiben – und was Hausbesitzer jetzt wissen sollten

Die Kosten für Handwerksarbeiten steigen seit Jahren. Ob neue Heizungsanlage, Badsanierung oder Fenstererneuerung – wer heute einen Handwerker bestellt, muss oft deutlich tiefer in die Tasche greifen als noch vor wenigen Jahren. Der Fachkräftemangel allein erklärt diesen Preisanstieg nicht. Eine aktuelle Analyse zeigt: Besonders die stark gestiegenen Sozialabgaben und Lohnnebenkosten belasten viele Handwerksbetriebe zunehmend – mit direkten Auswirkungen auf die Endpreise für Verbraucher.

Was die Preissteigerungen im Handwerk antreibt

Die Ursachen für steigende Handwerkerpreise sind vielfältig. Besonders drei Faktoren spielen derzeit eine zentrale Rolle:

  • Höhere Löhne: Um qualifizierte Fachkräfte zu gewinnen und zu halten, müssen Betriebe attraktivere Gehälter zahlen.
  • Sozialversicherungsabgaben: Der Anteil, den Arbeitgeber zur Renten-, Kranken-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung beitragen, ist über die Jahre gestiegen.
  • Inflation und Materialkosten: Rohstoffe und Baustoffe sind teurer geworden, was sich ebenfalls auf die Gesamtpreise niederschlägt.

Die Folge: Laut Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) ist der Anteil der Personalkosten an den Gesamtausgaben der Betriebe inzwischen so hoch wie nie. Ein wachsender Teil des Stundenverrechnungssatzes entfällt nicht auf Lohn – sondern auf Lohnnebenkosten.

Wie sich die Preisstruktur zusammensetzt

Für viele Hausbesitzer ist es schwer nachvollziehbar, warum eine Stunde Handwerksarbeit häufig mit 60 bis 90 Euro berechnet wird. Eine genauere Betrachtung der Kostenstruktur hilft, die Preise besser zu verstehen:

KostenbestandteilAnteil am Stundensatz (Beispiel)
Bruttolohn des Mitarbeitersca. 25–35 %
Sozialabgaben & Lohnnebenkostenca. 20–25 %
Gemeinkosten (Büro, Fuhrpark etc.)ca. 20–30 %
Gewinn, Rücklagen, Investitionenca. 10–15 %

Hinzu kommen häufig Anfahrtskosten, Pauschalen für die Nutzung von Spezialgeräten sowie Aufschläge für Notdienste oder Wochenendarbeiten.

Welche Handwerksbereiche besonders betroffen sind

Nicht alle Gewerke sind im gleichen Maße von den Kostensteigerungen betroffen. Besonders in Berufen mit hohem Personalanteil und vergleichsweise geringem Automatisierungsgrad schlagen gestiegene Lohnkosten besonders stark durch:

  • Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik: Hoher Fachkräftebedarf, lange Ausführungszeiten vor Ort.
  • Dachdecker- und Zimmererarbeiten: Körperlich fordernde Tätigkeiten mit starkem Wettbewerbsdruck.
  • Maler- und Lackierbetriebe: Geringe Margen, hohe Materialpreise.
  • Elektrohandwerk: Starke Nachfrage trifft auf Nachwuchsmangel.

Was Eigentümer und Renovierer tun können

Auch wenn die Kosten steigen: Mit einigen Maßnahmen lassen sich Handwerkerleistungen dennoch effizient und planbar nutzen.

1. Angebote vergleichen:
Mindestens drei Angebote einholen, dabei nicht nur auf den Endpreis, sondern auf Leistungsumfang und versteckte Zusatzkosten achten.

2. Fördermöglichkeiten prüfen:
Zuschüsse oder Kredite der KfW oder BAFA (etwa für energetische Sanierung) können einen Teil der Ausgaben abfedern.

3. Leistungen bündeln:
Mehrere Gewerke in einem Projekt zusammenfassen spart Anfahrten und Koordinationsaufwand – häufig ein Kostenvorteil.

4. Eigenleistungen realistisch einschätzen:
Wer handwerklich geschickt ist, kann vorbereitende Arbeiten selbst übernehmen – aber nur, wenn keine Fachabnahme gefährdet wird.

5. Frühzeitig planen:
Je besser die Vorlaufzeit, desto größer die Auswahl an verfügbaren Fachbetrieben – und damit die Chance auf faire Konditionen.

Warum Transparenz wichtig bleibt

Gerade in Zeiten steigender Preise ist es für Handwerksbetriebe entscheidend, offen mit Kunden zu kommunizieren. Viele Hausbesitzer sind bereit, für gute Arbeit auch angemessene Preise zu zahlen – wenn sie nachvollziehen können, wofür. Klare Angebotsstrukturen, transparente Stundensätze und offene Kommunikation über Preisbestandteile schaffen Vertrauen und langfristige Kundenbeziehungen.

Die angespannte Lage auf dem Arbeitsmarkt und steigende Abgaben machen es Handwerksbetrieben nicht leicht. Umso wichtiger ist es, dass Bauherren und Sanierer wissen, wie sich die Preise zusammensetzen – und wie sie ihre Projekte wirtschaftlich und gut vorbereitet umsetzen können.