Weniger Baugenehmigungen in NRW: Was das für das Handwerk und Bauherren bedeutet


Die Zahl der Baugenehmigungen in Nordrhein-Westfalen ist weiter rückläufig – und das in alarmierendem Tempo. Laut aktueller Zahlen des Landesstatistikamts wurden in den ersten beiden Monaten 2024 rund 25 Prozent weniger Neubauten genehmigt als im Vorjahr. Für das Handwerk hat das weitreichende Folgen – und auch private Bauherren und Sanierer müssen umdenken.

Genehmigungseinbruch trifft besonders den Wohnungsbau

Der stärkste Rückgang ist im klassischen Wohnungsneubau zu beobachten. Genehmigt wurden im Januar und Februar 2024 nur rund 3.200 neue Wohnungen – ein Rückgang um ein Viertel gegenüber dem Vorjahr. Auch bei Einfamilienhäusern und Reihenhäusern ist der Trend deutlich negativ. Hauptgründe sind:

  • Hohe Baukosten und Zinsen
  • Unsicherheit bei Förderungen
  • Strenge gesetzliche Vorgaben
  • Zurückhaltung bei Investoren und privaten Bauherren

Für Handwerksbetriebe bedeutet das: weniger Aufträge im Neubau, insbesondere im Rohbau, Ausbau und der technischen Gebäudeausrüstung.

Das Handwerk reagiert mit neuen Schwerpunkten

Statt sich allein auf den Neubau zu verlassen, passen sich viele Handwerksbetriebe an die neue Realität an. Dabei rücken folgende Bereiche verstärkt in den Fokus:

  • Sanierung und Modernisierung von Bestandsimmobilien
  • Energetische Nachrüstung (Dämmung, Heizung, Photovoltaik)
  • Barrierefreier Umbau und altersgerechtes Wohnen
  • Reparaturleistungen statt Neuinstallationen

Die Nachfrage in diesen Segmenten bleibt stabil – auch weil viele Eigentümer aufgrund der Lage lieber im Bestand investieren als neu zu bauen.

Was private Bauherren jetzt beachten sollten

Wer trotz schwieriger Rahmenbedingungen bauen oder modernisieren will, muss heute noch sorgfältiger planen als früher. Wichtige Tipps:

  • Baugenehmigungen frühzeitig beantragen: Aufgrund von Personalmangel in den Bauämtern kann sich das Verfahren verzögern.
  • Fördermittel prüfen und kombinieren: Programme wie BEG (Bundesförderung für effiziente Gebäude) oder regionale Zuschüsse können entscheidend sein.
  • Bauprojekte realistisch kalkulieren: Handwerksbetriebe setzen auf Transparenz, aber auch auf wirtschaftliche Machbarkeit. Unnötige Extras treiben die Kosten schnell in die Höhe.
  • Alternative Bauweisen erwägen: Holzbau, modulare Systeme oder serielle Sanierung bieten Chancen für Kostenreduktion.
HerausforderungStrategie für Bauherren
Rückgang der NeubaugenehmigungenBestandsimmobilien aufwerten und modernisieren
Hohe Baupreise und FinanzierungskostenKleinere Bauvorhaben bevorzugen, Fördermittel ausschöpfen
Engpässe in BauämternFrühzeitig mit der Planung und Einreichung beginnen

Politik unter Druck: Ruf nach klaren Signalen

Aus Sicht des Handwerks braucht es dringend politische Maßnahmen, um den Wohnungsbau wieder anzukurbeln. Dazu zählen:

  • Verlässliche und unbürokratische Förderstrukturen
  • Planungssicherheit bei gesetzlichen Vorgaben
  • Attraktive Anreize für Sanierungen statt Neubau

Ohne Impulse von Bund und Land droht nicht nur ein weiterer Rückgang bei Neubauten, sondern auch eine gefährliche Kettenreaktion: weniger Aufträge, zurückgehende Investitionen und Arbeitsplatzrisiken – auch im Handwerk.

Der Trend als Chance: Sanieren statt bauen

Auch wenn sinkende Baugenehmigungen auf den ersten Blick negativ erscheinen – sie lenken den Fokus auf nachhaltige Alternativen. Wer sein Haus modernisiert, energetisch optimiert oder barrierefrei umbaut, profitiert langfristig: durch Wertsteigerung, niedrigere Energiekosten und ein zeitgemäßes Wohnumfeld.

Für Handwerksbetriebe eröffnet dieser Wandel neue Geschäftsfelder, für Eigentümer und Bauherren neue Chancen. Die Devise lautet: nicht aufgeben, sondern anpassen – gemeinsam mit einem starken Partner aus dem Handwerk.