Neue Gefahrstoffverordnung: Was Hausbesitzer und Handwerker in NRW jetzt beachten müssen


Handwerksbetriebe in Nordrhein-Westfalen schlagen Alarm: Die neue Gefahrstoffverordnung stellt sie vor erhebliche Herausforderungen. Was eigentlich dem Schutz von Umwelt und Gesundheit dienen soll, bringt insbesondere für Renovierer und Sanierer weitreichende Konsequenzen mit sich. Wer einen Handwerksauftrag plant oder selbst tätig werden möchte, sollte die wichtigsten Änderungen kennen.

Was sich durch die neue Verordnung ändert

Die im Januar in Kraft getretene Neufassung der Gefahrstoffverordnung verfolgt das Ziel, den Umgang mit gesundheitsschädlichen Stoffen weiter zu regulieren. Besonders betroffen sind Tätigkeiten, bei denen alte Bausubstanzen bearbeitet werden, wie etwa:

  • Abrissarbeiten
  • Sanierungen von Altbauten
  • Renovierungen mit Entfernen alter Anstriche oder Bodenbeläge

Der Fokus liegt auf Stäuben und Stoffen, die potenziell krebserregende Bestandteile enthalten können, etwa Asbest, alte Holzschutzmittel oder bestimmte Farben und Lacke. Handwerker müssen nun weit strengere Schutzvorkehrungen treffen, was Projekte teurer und aufwändiger macht.

Welche Materialien besonders im Blick stehen

Viele Hausbesitzer sind sich nicht bewusst, welche Materialien in älteren Immobilien problematisch sein können. Eine Übersicht hilft, Risiken besser einzuschätzen:

MaterialBaujahrtypische VerwendungMögliche Gefahrstoffe
Asbesthaltige BaustoffeDämmstoffe, Dachplatten bis 1993Asbestfasern
PCB-haltige DichtungenFenster, Fugen, Bauteile bis 1970erPolychlorierte Biphenyle
Holzschutzmittel mit Lindan/PCKDachstühle, Fachwerk bis 1980erOrganochlorverbindungen
Alte AnstricheWände, Decken bis 1990erSchwermetalle, Asbestbeimischungen

Was Handwerksbetriebe jetzt leisten müssen

Die neuen Vorschriften verlangen von Handwerksfirmen deutlich mehr Aufwand:

  • Gefährdungsbeurteilung vor Arbeitsbeginn: Schon bei Verdacht auf Gefahrstoffe müssen Fachbetriebe eine genaue Analyse erstellen.
  • Schulungen und Schutzausrüstungen: Alle Mitarbeiter müssen speziell unterwiesen und mit entsprechender Schutzausrüstung ausgestattet werden.
  • Dokumentationspflichten: Arbeitsabläufe und Schutzmaßnahmen müssen genau dokumentiert und aufbewahrt werden.
  • Verwendung spezieller Verfahren: Arbeiten müssen möglichst emissionsarm durchgeführt werden, zum Beispiel durch staubarmes Bohren oder den Einsatz von Absaugvorrichtungen.

Für Hausbesitzer bedeutet dies: Die Anforderungen an die Betriebe steigen – und damit oft auch die Kosten und die Dauer der Arbeiten.

Wie Eigentümer Projekte richtig angehen

Um böse Überraschungen zu vermeiden, sollten Hausbesitzer bei geplanten Renovierungen folgende Punkte beachten:

  1. Baujahr prüfen: Immobilien aus den 1950er bis 1990er Jahren bergen ein höheres Risiko für Gefahrstoffe.
  2. Verdachtsmomente ernst nehmen: Sichtbare Schäden an älteren Baustoffen, ungewöhnliche Gerüche oder brüchige Materialien sollten als Warnsignal gelten.
  3. Fachbetriebe frühzeitig einbinden: Seriöse Handwerksunternehmen kennen die neuen Vorgaben und können die nötigen Schutzmaßnahmen kalkulieren.
  4. Kostenvoranschläge einholen: Aufwändige Schutzmaßnahmen können die Gesamtkosten spürbar erhöhen. Eine transparente Kalkulation hilft, spätere Zusatzkosten zu vermeiden.
  5. Sanierungskonzepte planen: Bei umfangreichen Projekten empfiehlt sich die Erstellung eines Sanierungsplans, der alle Aspekte von Analyse bis Entsorgung umfasst.

Spezielle Herausforderungen für kleinere Handwerksbetriebe

Besonders kleine und mittelständische Handwerksfirmen geraten durch die neuen Anforderungen unter Druck. Zusätzliche Schulungen, Ausrüstungen und Dokumentationspflichten binden Zeit und Geld. Einige Betriebe berichten bereits, dass sie Aufträge ablehnen müssen, weil sie die neuen Standards kurzfristig nicht erfüllen können.

Für Hausbesitzer heißt das: Flexibilität bei Terminen und Verständnis für längere Planungszeiten sind wichtiger denn je.

Fördermöglichkeiten und Unterstützung

Um die Mehrkosten abzufedern, gibt es Programme, die Renovierungs- oder Sanierungsmaßnahmen mit Fokus auf Schadstoffbeseitigung fördern. Dazu gehören:

  • Zuschüsse der KfW für energetische Sanierungen mit Schadstoffsanierung
  • Landesprogramme in NRW speziell für Altbausanierungen
  • Fördermittel der Berufsgenossenschaften bei sicherheitstechnischer Nachrüstung

Eine frühzeitige Beratung bei der Hausbank oder bei Energieberatern kann helfen, passende Fördermöglichkeiten auszuschöpfen.

Ausblick: Sicherheit geht vor

Auch wenn die neuen Regeln auf den ersten Blick aufwendig und kostspielig erscheinen, steht der Schutz der Gesundheit an erster Stelle. Unsichtbare Gefahren wie Asbest oder PCB haben in der Vergangenheit immer wieder schwere Krankheiten verursacht. Heute tragen strengere Regelungen dazu bei, dass Arbeiten sicherer für Handwerker und Hausbewohner werden.