Wenn Bewerber plötzlich verschwinden: Ghosting im Handwerk

In vielen Handwerksbetrieben ist es ein wiederkehrendes Phänomen: Ein vielversprechender Bewerber unterschreibt den Ausbildungsvertrag – und taucht danach nie wieder auf. Dieses sogenannte „Ghosting“ wird zunehmend zum Problem, das die ohnehin angespannte Lage auf dem Ausbildungsmarkt weiter verschärft.

Ghosting: Ein wachsendes Problem

Laut einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) berichten mittlerweile rund 25 % der Betriebe mit unbesetzten Ausbildungsplätzen, dass Bewerber nach Vertragsunterzeichnung abspringen. In vielen Fällen geschieht dies ohne jede Vorwarnung oder Erklärung. Dieser Trend ist besonders alarmierend, da bereits mehr als die Hälfte der Betriebe Schwierigkeiten hat, überhaupt geeignete Bewerber zu finden.

Gründe für das plötzliche Verschwinden

Die Ursachen für das Ghosting sind vielfältig:

  • Mangelnde Berufsorientierung: Viele Jugendliche sind unsicher in ihrer Berufswahl und entscheiden sich kurzfristig um.
  • Konkurrenz durch andere Angebote: Attraktivere Ausbildungsplätze oder Studienmöglichkeiten können zu einem schnellen Meinungswechsel führen.
  • Unzureichende Kommunikation: Fehlende oder unklare Informationen seitens des Betriebs können das Vertrauen der Bewerber erschüttern.

Strategien gegen das Ghosting

Handwerksbetriebe können verschiedene Maßnahmen ergreifen, um dem Ghosting entgegenzuwirken:

  1. Frühzeitige Bindung: Durch Praktika oder Schnuppertage kann eine frühzeitige Bindung zum Betrieb aufgebaut werden.
  2. Klare Kommunikation: Regelmäßige und transparente Kommunikation schafft Vertrauen und reduziert Unsicherheiten.
  3. Flexibilität zeigen: Anpassungsfähigkeit in Bezug auf Arbeitszeiten oder individuelle Bedürfnisse kann die Attraktivität des Ausbildungsplatzes erhöhen.

Die Rolle der Politik und Gesellschaft

Um dem Fachkräftemangel im Handwerk entgegenzuwirken, sind nicht nur die Betriebe, sondern auch Politik und Gesellschaft gefordert. Eine stärkere Förderung der Berufsorientierung an Schulen und eine Aufwertung der dualen Ausbildung können dazu beitragen, das Handwerk für junge Menschen attraktiver zu machen.

Das Phänomen des Ghostings stellt Handwerksbetriebe vor neue Herausforderungen. Durch proaktive Maßnahmen und eine enge Zusammenarbeit aller Beteiligten kann diesem Trend jedoch entgegengewirkt werden.