Bauwirtschaft im Aufschwung? Warum die Branche trotz Umsatzplus weiter unter Druck steht

Die deutsche Bauwirtschaft zeigt im Frühjahr 2025 erste Anzeichen einer Erholung, bleibt jedoch in einer angespannten Lage. Während der Umsatz im Februar im Vergleich zum Vorjahr um knapp acht Prozent auf fast 13 Milliarden Euro stieg, warnt der Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB) vor verfrühtem Optimismus. Die Branche startet von einem niedrigen Niveau und benötigt weiterhin politische Unterstützung, um eine nachhaltige Trendwende zu erreichen.

Auftragseingänge: Licht und Schatten

In den ersten beiden Monaten des Jahres 2025 wurden Bauaufträge im Gesamtvolumen von rund 15,5 Milliarden Euro vergeben – ein Plus von etwa sechs Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Hochbau verzeichnete dabei einen Zuwachs von 9,6 Prozent auf rund 7,3 Milliarden Euro, während der Tiefbau um drei Prozent auf etwa 8,2 Milliarden Euro anstieg. Besonders erfreulich ist die Entwicklung im Wohnungsbau: Hier wurden Aufträge im Wert von rund 3,1 Milliarden Euro vergeben, was einem Anstieg von 21,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht.

Herausforderungen im Wohnungsbau

Trotz der positiven Auftragseingänge bleibt der Wohnungsbau ein Sorgenkind. Die Zahl der Baugenehmigungen stagniert weiterhin auf einem niedrigen Niveau, was langfristig die Bautätigkeit hemmen könnte. Hohe Baukosten, steigende Zinsen und strenge Bauvorschriften erschweren Investitionen in den Wohnungsbau. Der ZDB fordert daher eine temporäre Entlastung für den privaten Wohnungsbau, etwa durch Förderkonzepte auf EH-55-Niveau und eine Absenkung der Grunderwerbsteuer durch die Länder.

Tiefbau als Stabilitätsanker

Im Gegensatz zum Wohnungsbau zeigt sich der Tiefbau robust. Große Infrastrukturprojekte, wie der Ausbau von Stromtrassen, der öffentliche Personennahverkehr und der Schienenbau der Deutschen Bahn, treiben die Nachfrage. Im Jahresverlauf legten die Aufträge im gewerblichen Tiefbau nominal um etwa 27 Prozent zu.

Politische Unterstützung gefordert

Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des ZDB, betont die Notwendigkeit politischer Maßnahmen, um die Baukonjunktur nachhaltig zu stärken. Er fordert, dass den politischen Ankündigungen zur Stärkung des Wohnungsbaus nun auch Taten folgen müssen. Eine investive Wirtschaftspolitik sei entscheidend, um der Baukonjunktur nachhaltig Schwung zu verleihen.

Ausblick

Die Bauwirtschaft steht an einem Wendepunkt. Während erste positive Signale erkennbar sind, bleibt die Lage fragil. Eine nachhaltige Erholung erfordert gezielte politische Maßnahmen, insbesondere zur Förderung des Wohnungsbaus und zur Stabilisierung der Baugenehmigungen. Nur so kann die Branche langfristig gestärkt werden.